Heutzutage sind vermehrt Schüler*innen für geschichtliche Ereignisse aus der Vergangenheit nur noch erschwert zu begeistern. Doch wenn Geschichte hautnah erlebt werden kann, ergibt sich daraus eine ganz andere und neue Sichtweise auf bereits passierte Geschehnisse.
Diese Möglichkeit wurde den Schüler*innen der elften Klassen des Richard – Wossidlo – Gymnasiums am Donnerstag, dem 30.09.2021, in Form eines Zeitzeugeninterviews gegeben. Zu Besuch war Herr Pastor Eberhard Erdmann in Begleitung seiner damaligen Klassenkameradin, Frau Agnes Lichtner – Reihs.
Herr Erdmann war 1961 ebenso Schüler der Klassenstufe Elf am RWG. In einer damaligen Unterrichtsstunde im Fach Staatsbürgerkunde – ebenfalls im September – hinterfragte er die Tätigkeiten der DDR-Grenzsoldaten kritisch und äußerte das Gerücht, dass in Ost-Berlin ein Kürschnerladen an der Sektorengrenze zum Fluchtweg ausgebaut worden sei, den nicht nur DDR-Bürger sondern auch DDR-Grenztruppen als Möglichkeit genutzt hätten, um das Land Richtung BRD zu verlassen. Aufgrund dessen folgten einige (Einzel-)Gespräche, in denen der Sachverhalt geklärt werden sollte. Doch wegen strikter Vorgaben der DDR und fehlendem Vertrauen hatten diese Äußerungen die Relegation Herrn Erdmanns zur Folge.
Einleitend zum Zeitzeugeninterview legten Herr Pastor Erdmann und Frau Lichtner – Reihs ihre jeweiligen Lebensläufe dar. Sie berichteten anschaulich von ihren persönlichen Höhen und Tiefen, die gewisse Lebensabschnitte mit sich brachten. Anschließend offenbarten sie, in Bezug auf eine Frage, ausführlich ihr subjektives Empfinden zum Mauerbau 1961. Danach beschrieben Herr Erdmann und Frau Lichtner – Reihs sehr detailliert den Ablauf der Relegation und gingen in Zuge dessen ebenfalls auf ihre damaligen, aber auch heutigen, Gefühle ein. Daraufhin stellten einzelne Schüler*innen erneut Fragen, auf die die beiden, insbesondere Herr Erdmann, wieder näher eingingen. Nach dieser Fragerunde war die Zeit leider auch schon vorbei.
Alle Schüler*innen, die an diesem Zeitzeugeninterview teilnahmen, zeigten sich sehr interessiert und hätten gerne länger den spannenden und bildhaft gestalteten Erzählungen von Herrn Pastor Erdmann und Frau Lichtner – Reihs zugehört.
Auch die beiden Gäste freuten sich sehr über die Möglichkeit, ein so offenes, teils auch emotionales und rührendes, Gespräch mit den Schüler*innen führen zu können. Weiterhin waren sie erfreut darüber, ihre Erlebnisse mit der jüngeren Generation zu teilen, denn dies sind Geschehnisse, die prägen und bleiben…
Emma Jastram
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