Waren meets Haifa
ein besonderes Projekt im Englischunterricht
Ende März stellte Herr Spies uns, der 10D , ein Projekt vor, dass in dieser Form erstmalig am RWG stattfand . Er sprach davon, dass wir zusammen mit Schülern aus Haifa (einer Küstenstadt in Israel) an Aufgaben arbeiten würden, welche sich auf Zeitzeugnisse jüdischer Menschen vor, während und nach dem Holocaust beziehen.
So kam es, dass wir, vorbereitend auf dieses Projekt, Mitte April das erste Mal mit der Schulklasse aus Israel in indirekten Kontakt traten. Auf einer Website namens Padlet notierten die Schülerinnen und Schüler Fragen, um mehr über Deutschland und unser Leben zu erfahren. In Selbstarbeit überlegten wir uns Antworten und stellten diese in der nächsten Englischstunde vor. Neben Fragen, wie ,,Welche historische Sehenswürdigkeit würdest du gerne besichtigen?", war für mich eine Frage besonders einprägsam : ,,Ist es wahr, dass Deutsche von Exceltabellen träumen und einen geheimen Schrein für Würste zu Hause haben?". Ich habe stark an meinen Englischkenntnissen gezweifelt, als ich dies das erste Mal gelesen habe und musste dann mit Deepl feststellen, dass es nicht an meinen Übersetzungsfähigkeiten lag, dass diese Frage mich irritierte.
In der nächsten Englisch Stunde haben wir die Antworten vorgetragen und Herr Spies erzählte uns bereits von einem geplanten Zoom-Call mit den Haifa Schülern. Dabei waren viele aus unserer Klasse gespannt darauf, herauszufinden, welches Gesicht hinter dem Verfasser der ,, Würstchen-Frage" steckte. Leider stellte sich heraus, dass die Schülerinnen und Schüler genau am Tag des Zoom-Calls nach einer langen Matheklausur nach Hause entlassen wurden. Obwohl wir mit Ithamar Fruchter, (dem Geschichtslehrer der Klasse aus Haifa) reden konnten, waren wir sehr enttäuscht, nicht die ganze Klasse am Bildschirm sehen zu können. Während unseres Zoom-Calls sind zumindest einige unserer Schüler zum Laptop gegangen und haben kurz mit Ithamar auf Englisch gesprochen.
Doch dabei sollte es nicht bleiben. Ende April suchte unser Englischlehrer nach Freiwilligen für Projekt ,,Testimony Story Assignment". Zu Beginn war mir schon bewusst, dass ich gerne mit einem Schüler aus Israel zusammenarbeiten würde. Denn ich versprach mir von dieser Erfahrung eine Erweiterung meiner Sprachfertigkeiten. Außerdem wollte ich einen Einblick in die israelische Lebensrealität erlangen. Zusammen mit meiner Sitznachbarin meldete ich mich für das Projekt. Die Aufgabenstellungen erhielten Links für Zeitzeugeninterviews und Emailadressen zweier israelischer Schülerinnen, mit denen wir uns gemeinsam in Eigenverantwortung über vier Wochen den Aufgaben widmeten.
Eines der zahlreichen Zeitzeugeninterviews diente als Basis zur Bearbeitung der Aufgaben. Wir entschieden uns für die Geschichte von Israel Gutman. Er berichtete vom Aufstand im Warschauer Ghetto, an dem er sich aktiv, unter anderem als Sanitäter, beteiligte. Nach seiner Deportation nach Auschwitz partizipierte er dort am Wiederstand, begründet mit den Worten, ,,I guess it could not have been otherwise." Am 05.05.1945 endete seine zweijährige Gefangenschaft mit der Befreiung durch die Rote Armee. In den Folgejahren setzte er sich in Kibbuzim (ländliches Kollektivsiedlung mit gemeinsamem Eigentum) für jüdisches Leben ein.
Die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen stellte uns vor Herausforderungen, wie den einstündigen Zeitunterschied oder das Praktizieren jüdischer Traditionen (z.B. Sabbat). Obwohl ich mein kulturelles Interesse stillen konnte, verzögerte sich die Fertigstellung der Aufgaben durch die benannten Hürden. Die Abgabefrist, datiert auf den 30. Mai, hielten wir trotz dessen ein. Insgesamt bildeten sich fünf deutsch-israelische Teams.
Den Abschluss unserer internationalen Zusammenarbeit bildete ein weiterer Zoom-Call am 18.06. Diesmal mit allen Schülerinnen und Schülern aus Haifa und mit der Besonderheit, dass aufgrund iranischer Luftangriffe auf Haifa die Zuschaltung von Zuhause erfolgte. Hier präsentierten die Gruppen ihre Ergebnisse. Darüber hinaus erhielten wir die Möglichkeit, über die aktuelle Situation im Nahen Osten ins Gespräch zu kommen. Für uns war es sehr aufschlussreich, die verschiedenen Meinungen zu hören.
Schlussendlich erweiterte das Projekt mein Vokabular, sowie mein Wissen über jüdische Bräuche. Darüber hinaus sind auch Freundschaften aus diesem Projekt hervorgegangen. Somit lässt sich sagen, dass alle Teilnehmenden nur Vorteile aus dieser Zusammenarbeit zogen.
Valerie Hinze, 10D




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