Alte Schulgebäude (Wossidlo-Haus)
1868 | Das Entgelt für die Bauaufsicht stellte Demmler einer Stiftung für den Besuch des Gymnasiums durch begabte Schüler von minderbemittelten Eltern der Stadt zur Verfügung. Ausführung der Bauarbeiten durch Ludwig Fehmer aus einer alten Warener Baumeisterfamilie. Das Baubüro befand sich im ehemaligen Torhaus (Güstrower Tor). |
1869 | Gründung des Gymnasiums zu Waren |
1871 | Das Gymnasium beherbergt eine Speiseanstalt für arme Kinder der Stadt Waren. |
1873 | Anbringung von 8 Porträtbüsten an der Vorderfront. Anbringung weiterer Porträtbüsten an der Nordseite. Das Gymnasium ist nebenher Kinderbewahranstalt (Hort) der Stadt Waren. |
1908 | Umbau der Direktorenwohnung zu neuen Klassenräumen |
1909 | Antrag der Schule beim Magistrat der Stadt für die Erweiterung der Bedürfnisanstalten für Lehrer und Schüler |
1913 | Karzer im Gymnasium soll als „Arrestloch“ zur Verfügung gestellt werden |
1934 | Einrichtung eines Vergasungsraumes für den Luftschutzverein Waren (Schulung von Hauswarten) |
1939 | 26.01.: Namensverleihung der Schule aus Anlass des 80. Geburtstages von Prof. Dr. h.c. Richard Wossidlo |
1945 | Januar: Schule wird Flüchtlingslager für Trecks und Heereslazarett März: Kaserne der russischen Garnison, Arrestzelle im Keller Juli: Polizeischule einer deutsch-russischen Polizeitruppe 10.09.: Rückgabe der Schule von der Militärverwaltung an die Abteilung Kultur und Volksbildung der sowjetischen Besatzungszone 01.10.: Wiederaufnahme des regulären Unterrichts |
1953 | Umbau der Südtreppe durch das Baugeschäft E. Otto (Waren) für ca. 7.000 DM |
1956 | Erneuerung des Gartenzauns für 2.394,18 DM |
1958 | Umbau von Kohlekeller und Heizungsraum |
1961 | Das Gymnasium wird zur „Erweiterten Oberschule“, einige Jahre später erfolgt der Ausbau des Dachs mit Gauben zur Beleuchtung neuer Unterrichtsräume (Biologiefachraum, Sprachkabinett). |
1982 | Auszug aus dem Gymnasium und Einzug in das neue Gebäude in der Goethestraße (Typenschulbau in Plattenbauweise, Haus 1) |
1991 | Neugründung der Schule als Richard-Wossidlo-Gymnasium Erweiterung der Schule durch das Gebäude der ehemaligen Gustav-Sobottka-Oberschule (Haus 2) |
1999 | Grundsteinlegung für den Neu- und Umbau des Gymnasiums in der Güstrower Straße |
2001 | Umzug des Gymnasiums an den ursprünglichen Standort in der Güstrower Straße |
Ursprünglicher Baustil und Bauelemente
- Bauwerk im Stil der Neorenaissance
- Wetterfahne mit der Jahreszahl 1868
- Halbrundziergiebel mit dem Wappen der Stadt Waren
- Walmdach
- Schalen als bekrönende Zierelemente (Akretorion)
- Gymnasialuhr (1869)
- Putzgirlanden als Schmuckelemente
- Dreiecksverdachung der oberen Fensterreihe
- Pilaster mit Büsten
- Fensterreihe mit geraden Verdachungen und Blendstein
- gequaderte Lisenen
- Mittelrisalit
- Portal zwischen Pilastern
- Loggia mit Balustrade zwischen Lisenen
Die Bauarbeiten am Gymnasium waren 1869 weitgehend beendet. Von den noch folgenden Ergänzungen und Umbauten sollen abschließend zwei genannt werden, die der Verschönerung des Hauses und der notwendigen Raumerweiterung dienten.
In den Michaelisferien (Herbstferien) 1873 wurden an der Vorderfront des Gymnasiums acht Büsten angebracht, die bereits der Entwurf Demmlers vorsah. Man ordnete sie so an, „dass von rechts und links symmetrisch korrespondierend je zwei der für die Gymnasialstudien wichtigsten Perioden aufgestellt sind, nämlich Homer (Original im Vatikan) und Sophokles (Original in Lateran, Papstpalast in Rom), Cicero (Original in Madrid) und Plato (Original in Paris), Luther und Melanchthon (beide von Heidel), Goethe (von Rauch) und Schiller (von Dannecker, J. H. von 1758-1841, Bildhauer). Die Rechnung vom 4. Dezember 1873 für das Gymnasium in Waren belief sich auf 106,25 Thaler. Wie die Warener Zeitung am 18.10.1873 schrieb, handelte es sich um das Geschenk eines „ungenannten Freundes der Anstalt“. Für das Aufstellen der Büsten wurden 10,23 Thaler aus der Kämmereikasse am 29.12.1873 bezahlt.
Als 1874 erneut in den Michaelisferien sechs weitere Büsten, diesmal an der Nordseite des Gymnasiums, angebracht wurden, nannte man den Spender. „Die Büsten sind ein Geschenk des Rentiers Stein und wurden in gleicher Weise von Eichler in Berlin wie die im Vorjahr angebrachten hergestellt“, konnte man jetzt lesen. Bei den neuen Plastiken aus einem Gips-Zement-Gemisch handelte es sich um die Griechen Sokrates, Euripides und Demosthenes sowie um Lessing, E.M. Arndt und A. v. Humboldt. Aus dem Jahre 1908 liegt eine Rechnung der Plastischen Kunstanstalt G. Eichler aus Berlin vor.
In den 1930er stützte die Homer-Büste ab. Der Schuldiener Schwebs meldete dem Schuldirektor dieses Ereignis mit den Worten: „Dei Humor is hüt nacht dalfallen un intwei gahn!“ (mündlich überliefert)
Die restlichen Büsten wurden bei der Neuverputzung und einer dem Zeitgeschmack entsprechenden Vereinfachung der Fassade abgenommen.
Gymnasialbibliothek
1869 wurde zur Gründung des Gymnasiums auch eine Gymnasialbibliothek eingerichtet.
Diese Bibliothek beherbergt Bestände aus allen für die Schule relevanten Wissensgebieten sowie ca. 4.000-5.000 Schulprogramme verschiedenster Gymnasien aus ganz Europa. Derartige historische Buchbestände in Mecklenburg gibt es sonst nur noch in der Gymnasialbibliothek in Bad Doberan.
Der Bibliotheksraum ist mit einer hölzernen Galerie ausgestattet und wurde als einziger Raum des Gymnasiums in seinem historischen Zustand erhalten.
2001 wurde eine neue Gymnasialbibliothek in der Aula der ehemaligen Goetheschule eingerichtet. Die historischen Buchbestände verblieben in der alten Gymnasialbibliothek.
Weitere historische Gebäude
Bürgerschule (Goethe-Haus)
1898 | Auf dem Areal der ehemaligen Berbaumschen Gastwirtschaft, an die noch die Bäume auf dem Schulhof erinnern, wird unter dem Namen „Bürgerknabenschule“ ein Neubau in historisierenden Formen errichtet. |
1903-1937 | Mitnutzung als Gewerbeschule |
1911-1932 | Mitnutzung als kaufmännische Schule |
1932 | Anbau, der die Forderungen des Dessauer Bauhauses nach moderner Sachlichkeit verwirklichte |
1934 | Die Schule trägt den Namen des nationalsozialistischen Dichters Dietrich Eckart. |
1946 | Umbenennung nach der Künstlerin Käthe Kollwitz |
1950 | Umbenennung nach dem Dichter J. W. von Goethe |
ca. 1970 | Aufstockung des Anbaus von 1932 |
1976 | Eingeschossiger Anbau an der Nordseite |
1997 | Einstellung des Schulbetriebs der Goetheschule |
2001 | Einbeziehung des Gebäudes in den Gesamtkomplex des Richard-Wossidlo-Gymnasiums |
Alte Turnhalle
1908 verkaufte Gastwirt Berbaum sein Grundstück zwischen Denkmalstraße (heute Wossidlostraße) und Jungfernsteig (heute Am Tiefwarensee) für 29.000 Mark an die Stadt. Im selben Jahr war auch Baubeginn der Turnhalle. Im Mai 1909 wird diese in Benutzung genommen.
Das Gebäude wirkt mit seinen turmartig-steinsichtig gestalteten Ecken und geschwungenen Giebeln etwas expressiv. Heute ist sie die älteste noch in der ursprünglichen Nutzungsart befindliche Turnhalle Norddeutschlands und steht unter Denkmalschutz.
Neubebauung
Leibniz-Haus
2001 entstand der Neubau mit Verbinder zum Goethe-Haus. Der Verbinder wurde mit Unterstützung privater Spenden (auch der Lehrerschaft) finanziert. Namensgeber ist Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz (geb. 1.07.1646 in Leipzig, gest. 14.11.1716 in Hannover, Mathematiker und Philosoph).
Zuse-Haus
Der Neubau mit Unterrichtsräumen für Musik und Informatik im Obergeschoss, darunter Pkw-Stellplätze und Lagerräume entstand auch 2001.
Dementsprechend ist Konrad Zuse (geb. 22.06.1910 in Berlin, gest. 18.12.1995 bei Fulda, Ingenieur und Unternehmer) Namensgeber für dieses Gebäude.
Zuse stellte 1941 in Berlin den ersten Computer der Welt vor: Das mit Lochstreifen gesteuerte Gerät „Z3“ hatte die Größe von 3 heutigen Kühlschränken (1956 Entwicklung von Elektronen- und Transistorrechnern, 1959 Entwicklung einer lochstreifengesteuerten Zeichenmaschine (Graphomat))
Jahnsporthalle
Ebenso 2001 wurde eine große Zweifelder-Turnhalle neu gebaut. Der gegenüber der Schulhof-Ebene um 3 Meter abgesenkte Boden lässt die Halle trotz großer Innenhöhe nicht zu gewaltig erscheinen.
Namensgeber war der Pädagoge und Gründer der deutschen Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahn (genannt „Turnvater Jahn“, geb. 11.08.1778 Lanz (bei Perleberg), gest. 15.10.1852 Freyburg)